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2. Allgemeiner Marktkommentar
Der Krieg in der Ukraine, anhaltende Lieferkettenprobleme und die hohe Inflation mit den darauffolgenden Zinserhöhungen hielten die Börsen fest im Griff. Hohe Kursverluste gab es sowohl an den Renten- als auch an den Aktienmärkten.
Aktienmärkte Die Zinswende blieb auch für die Aktienmärkte der Hauptbelastungsfaktor. Insbesondere Technologie-Aktien litten unter der Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen zur Inflationsbekämpfung schneller und weiter anheben werde. Die von großen US-Technologiekonzernen geprägten Leitindizes der Nasdaq, der Nasdaq Composite und der Nasdaq-100-Index, beendeten das zweite Quartal mit einem Verlust von 22,4 bzw. 22,5 Prozent. Die für den gesamten US-Aktienmarkt repräsentativeren Indizes Dow Jones Industrial Average und S&P-500 verloren im zweiten Quartal 11,3 bzw. 16,4 Prozent. Seit dem kurz nach dem Jahreswechsel markierten Rekordstand bei 4.818,6 Punkten hat der S&P-500-Index über 20 Prozent verloren und befindet sich damit in einem Bärenmarkt. Im ersten Halbjahr 2022 sind die Kursgewinne des gesamten Jahres 2021 wieder verloren gegangen. Die europäischen Aktienmärkte litten stärker unter dem Kriegsausbruch. Im zweiten Quartal war jedoch die Abwärtsdynamik in Europa etwas geringer als an der Wallstreet. Der Leitindex für die Euro-Zone, der Euro-STOXX-50, verlor 11,5 Prozent auf einen Stand von 3.454,9 Zählern. Der DAX verlor im zweiten Quartal 11,3 Prozent auf 12.783,8 Punkte.
Anleihen- und Devisenmärkte An den Rentenmärkten setzten sich die hohen Kursverluste aus dem ersten Quartal fort, sodass das erste Halbjahr, gemessen an der nominalen Summe der Kursverluste, den größten Anleihen-Crash der Geschichte brachte. Die Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen ließ die Renditen an den Anleihemärkten weiter steigen. Die Verzinsung für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit stieg im zweiten Quartal um 0,69 Prozentpunkte auf 3,03 Prozent. In der Spitze wurden 3,48 Prozent erreicht, mehr als am Hochpunkt des vorausgegangenen Zinszyklus im Jahr 2018 mit 3,25 Prozent. Dies ist der höchste US-Zins seit 2011. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen stieg im zweiten Quartal ähnlich, aber von niedrigerem Niveau kommend um 0,71 Prozentpunkte auf 1,35 Prozent – mehr als eine Verdoppelung der Zinsen binnen drei Monaten. In der Spitze erreichte die Rendite mit 1,926 Prozent den höchsten Stand seit acht Jahren. Der Bund-Future, der die Kursentwicklung von Bundesanleihen an der Terminbörse wiedergibt, verzeichnete im zweiten Quartal wieder einen entsprechend hohen Kursverlust: 6,2 Prozent. An den Devisenmärkten setzte der US-Dollar wegen seines wachsenden Zinsvorteils seinen Aufwärtstrend beschleunigt fort. Die US-Währung legte im zweiten Quartal gegenüber dem Euro 5,2 Prozent auf 1,05 US-Dollar zu.
Rohstoffmärkte Nachdem es an den Rohstoffmärkten unter dem Einfluss des russischen Angriffs auf die Ukraine zu starken Preisanstiegen gekommen war, setzte sich im zweiten Quartal eine leichte Gegenbewegung durch. Grund dafür sind zunehmende Sorgen um die Weltkonjunktur. Eine Rezession würde die Nach-frage auf den Weltmärkten sinken lassen. Der Ölpreis, der im ersten Quartal um mehr als 40 Prozent nach oben geschossen war, gab um rund zwei Prozent auf 109,20 US-Dollar, für ein Barrel der europäi-schen Ölsorte Brent bzw. 103,50 US-Dollar für ein Barrel der US-Ölsorte WTI nach. Die Weltmarktpreise für Industriemetalle sanken stärker, Kupfer beispielsweise um gut 20 Prozent. Die Edelmetallpreise konnten nicht von den Krisen und Sorgen profitieren, sondern litten unter dem Zinsanstieg, weil zinslose Edelmetalle einen Verzicht auf alternativ mögliche Zinseinnahmen bedeuten. Der Goldpreis war in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg im März auf zeitweilig mehr als 2.000 US-Dollar pro Unze gestiegen. Dieses Niveau konnte die Krisenwährung im zweiten Quartal nicht halten. Im Mai kehrte der Goldpreis wieder auf gut 1.800 US-Dollar zurück und stand Mitte des Jahres 6,7 Prozent niedriger als drei Monate zuvor bei 1.807,50 US-Dollar pro Unze. In Euro fällt der Rückgang aufgrund des US-Dollar-Anstiegs geringer aus: minus 1,5 Prozent auf 1.723,50 Euro. Das industriell wichtigere Silber verlor sogar 18,5 Prozent auf 20,22 US-Dollar pro Unze. Markttechnik Die Aktienmärkte setzten gerade im Juni ihre Verluste fort. Im Dax sollten die alten Tiefs im Bereich 12.400 bis 12.500 Punkten halten, sonst besteht weiteres Abwärtspotential. Im Bund-Future kam es auch im Juni zu einem Ausverkaufstag, ab diesen Zeitpunkt erholte sich der Rentenmarkt.
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